Fundstücke aus Stein, Metall oder Holz sowie Draht und Faden …
… dies sind die Materialien, die Bernd Gaspers zu einer symbiotischen Einheit verbindet. Der Stein darf sein was er ist, schwer und massiv in der Form, naturbelassen in der Farbe. Der Draht erweitert die Form, gibt dem betrachtenden Blick eine Richtung. Der Faden moduliert den neuen Raum, der durch das Zusammenspiel der Materialien entsteht.

Das Fundstück bestimmt die Form …
… oder dient Bernd Gaspers zumindest als Auslöser, Inspirationsquelle und Wegweiser bei der Entwicklung eines neuen Spann-Werkes. In den Spann-Werken wird der Raum, den die gespannte Linie beschreibt, sinnlich erfahrbar. Das Zusammenspiel aus gefundenem Material, gespanntem Federstahl und Schnüren erzeugt ein plastisches Gesamtobjekt. Das Fundstück ist Ausgangspunkt für die kompositorische Einheit aus Ursprungsform, Metallkonstrukt und textilem Material. Die von Schnur-Elementen erzeugte Linie, die zunächst flächig ist, wird vom Betrachter als dreidimensionales Objekt wahrgenommen. Die abstrakte Form verweist nur auf sich selbst und beinhaltet trotz ihrer sehr konkreten Ausgangsform keinen Hinweis auf die sichtbare Welt.
Das gespannte Material verleiht dem Schweren Leichtigkeit, die geschlossene, massive und harte Stofflichkeit scheint durch die bewegliche, leichte und freie Beschaffenheit von Schnur und Stahldraht fast aufgehoben zu werden. Durch ihre Materialsprache mit der Wechselwirkung von leicht und schwer, von beständig und flüchtig, schweben die Spann-Werke unentwegt zwischen begrenztem und unbegrenztem Raum. Sie geben einen Raum, den sie definieren, vor und doch wirken alle Enden wie Hinweisgeber auf weiteren Raum, den sie imaginär füllen.

Parallel zu den Spann-Werken fertigt Bernd Gaspers Farb-/Zeichnungen an, die zwar in Bezug zu den Skulpturen und Installationen stehen, aber als eigenständige Werke anzuerkennen sind. Sie bieten einen aufschlussreichen Einblick in die Formauffassung des Künstlers. Bernd Gaspers erprobt in der Zeichnung die Vielfalt von Schwüngen, Formen, Rundungen und Bewegungen. Er erforscht das Zusammenspiel und die Wechselwirkung von organischer, erdfarbener Fläche und fließender, farbig-weißer Linie. Die Reduzierung auf einfache und übersichtliche Grundstrukturen ermöglicht auch hier die Konzentration auf das Wesentliche: auf den meditativen Dialog zwischen Werk und Betrachter.

Text:
Alexandra Simon-Tönges
M.A., Kunsthistorikerin, Aachen